Seiltrommeln

Die Abmessungen der Seiltrommeln haben wesentlichen Einfluss auf das Spulverhalten des Seiles.

Die historische Abfolge der Bauformen von Seiltrommeln begann mit Fahrzeugfelgen, weil diese schnell zur Hand waren. Zum Starten von Schulgleitern war ihr Fassungsvermögen ausreichend, denn man brauchte nur dünnes Seil. Die niedrigen Felgenhörner zwangen aber schnell zum Bau spezieller Trommeln, weil das Seil leicht heruntersprang. Die Flugzeuge wurden mit Geschwindigkeiten geschleppt, für die auch die Übersetzung der verwendeten Fahrzeuggetriebe ausgelegt waren. Deshalb gab man den Seiltrommeln etwa den Durchmesser von Fahrzeugrädern. Um trotz dieses geringen Durchmessers genügend Seil für lange Schleppstrecken fassen zu können, waren die Trommeln entsprechend breit. Dies zwang zum Einbau von Spulvorrichtungen. Dabei handelt es sich um verschiebbare Rollen, die das Seil beim Aufspulen gleichmäß von rechts nach links und links nach rechts über die Trommeloberfläche führen. Meistens wurde diese Bewegung mittels eines Gewindes erzeugt. In der Spindel waren ein Rechts- und ein Linksgewinde übereinander geschnitten, die an den Enden der Spindel gerade ineinanderliefen. Die Spindel wurde untersetzt mit der Trommel gedreht, so dass sich ein sog. Stein, der mit den Seilspulrollen verbunden war und in das Endlosgewinde eingriff, hin- und herbewegte. Eine Spulvorrichtung ist laut BFST (Punkt 4121) für Winden vorgeschrieben, bei denen der Seileinlauf weniger als 18 mal so weit von der Trommelachse entfernt als die Trommel breit ist.

Ohne die Spulvorrichtung würde sich in der Verlängerung des Seileinlaufes beim Aufwickeln auf die Trommel eine Wulst aus Seil bilden, weil ähnlich wie bei einem Riementrieb die Zugkraft auf einem größeren Radius geringer ist, da das Drehmoment (= Kraft x Radius) der Trommel bei jedem Radius gleich ist. Außerdem trägt die Fliehkraft ihren Teil dazu bei, dass das Seil an der höchsten Stelle aufgelegt wird. Die Zugkraft der Winde wirkt auf so eine Seilwulst und zieht sie irgendwann zusammen bzw. flach, was mit starker Reibung zwischen den einzelnen Seillagen und einem Ruck verbunden ist. Der Materialverschleiß auf breiten Trommeln ohne Spulvorrichtung wäre nicht vertretbar. Die Spulvorrichtung legt dagegen eine Lage nach der anderen mehr oder weniger sauber übereinander. Die Steigung und die Übersetzung der Spindel müssen auf die Seildicke abgestimmt sein. Das fällt schwer, da ein Windenseil im Laufe seines Lebens um bis zu 15 % dünner wird. Wird das Seil zu langsam geführt, so klettert es auf das eine Umdrehung vorher aufgelegte Seil. Wird das Seil zu schnell geführt, bleiben Lücken zwischen den Wicklungen zurück, in die das Seil der höheren Lagen hineinfällt. In der Praxis wurde der Vorschub der Spindel so gewählt, dass die Trommel beispielsweise 40 Wicklungen über die Breite erhielt, wenn sie maximal 50 fassen konnte. Um die Trommeloberfläche bei maximal ausgezogenem Seil zu schützen war es notwendig, die erste Lage von Hand dicht an dicht aufzuspulen, wobei die Trommel entsprechend 10 Umdrehungen zurück gedreht wurde, bevor man das Seilende an ihr befestigte. Die saubere Aufspulung kam nur dann zustande, wenn man für jede Trommel eine eigene Spulvorrichtung verwendete. Bei frühen Sparversionen bewegten sich die Spulrollen auch dann mit, wenn die Trommel stillstand, während mit der anderen Trommel geschleppt wurde. Beim Anschleppen lief das Seil dann nicht selten schräg von der Trommel zu den kurz davor positionierten Spulrollen, was zu einer starken seitlichen Zugbelastung auf die Spulvorrichtung führte. Genauso wurde das Seil dann beim Rückholen von der zuerst benutzten Trommel schräg heruntergezogen. Die Lebensdauer des Steines war bei diesen Winden sehr begrenzt. Doch auch bei Doppeltrommelwinden mit zwei Spindeln kommt es zu unregelmäßigen Spulungen, wenn zwischen den Spulrollen und der Trommel Seil herausgetrennt oder Seil von der Trommel heruntergehoben wurde. Wegen fehlender Wicklungen liegt dann nach dem ersten Abspulen eine Wicklung Seil mehr oder weniger schräg auf der untersten Lage und wird nach dem Anschleppen von den höheren Lagen gequetscht. Die schöne Vorstellung von dem sauber und ordentlich aufgespulten Seil schwindet vollends, wenn man die Störanfälligkeit dieser Anordnung betrachtet - die Häufigkeit von Seilsalaten ist groß.

Seilsalate entstehen immer dann, wenn sich obere Wicklungen von der Trommel lösen. Folgende Faktoren haben Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Seilmechanik:

  1. Durchmesser der Trommel (Beispiele mit 70 cm und 1 m Durchmesser)
  2. Seilstaumöglichkeiten
  3. Trägheitsmoment & Bremsen
  4. Missverhältnis zwischen Bremskraft und Seilspannung auf der Trommel
  5. Vorschädigungen des Seils
  6. Trägheit des Antriebs
  7. Trägheitsmoment der Seiltrommel

In der Praxis hat sich gezeigt, dass Winden mit kleinen breiten Trommeln und Spulvorrichtungen zwar die Wulstbildung und das Rupfen des Seiles auf der Trommel verhindern, dafür das Seil aber durch häufige Seilsalate schädigen. Die Schleppseile werden früher durch gesplissene, geknickte und schraubenartige Stellen unbrauchbar als durch einen abgenutzten Querschnitt. Das ganze ist außerdem mit viel Reparaturaufwand und finanziellen Ausfällen im Flugbetrieb verbunden. Die meisten Neuentwicklungen seit den 70er Jahren besitzen große schmale Trommeln, die keine Spulvorrichtungen benötigen.

Diese Winden erzielen hohe Seillebensdauern, die bei guten Seileinlaufrollen zum großen Teil durch die Bodenbeschaffenheit des Flugplatzes begrenzt sind. Eine Überhöhung der Schleppstrecke lässt das Seil beim Start länger am Boden schleifen. Sand und Schotter schmirgeln das Seil ebenfalls schneller dünn, zuerst an den Knickstellen (entstehen bei Seilsalaten). Windenseile können ohne Probleme bis zu 15 % Verlust an Durchmesser verkraften, wenn sie keine Knick- oder Quetschstellen (entstehen beim Anschleppen) besitzen und nach dem Ausklinken des Seglers durch rechtzeitiges Gasgeben vom Boden ferngehalten werden, auf dem sie reaktionsträge Windenfahrer in Schlingen mürbe klopfen. Reißt die erste Kardeele, so sollte man das abgenutzte Stück Seil auswechseln. Das betrifft diejenigen 2/3 der ausgelegten Schleppseillänge, die an der Winde beginnen und Richtung Startstelle laufen. In der Praxis bedeutet das z. B. bei 1200 m Schleppstrecke, dass man das Seil kurz vor der Winde sowie knapp 800 m davon entfernt kappt und anstelle des herausgekappten Stückes 800 m fabrikneues Seil einspleißt. Der partielle Ersatz des Seiles spart erhebliche Materialkosten. Der Seilabschnitt, der beim Start als erstes vom Boden abhebt und nach dem Ausklinken des Seglers eingespult wird, kann ca. dreimal länger benutzt und danach noch umgedreht werden. Auf keinen Fall sollen Seilabschnitte über die Rollen laufen, die auf der Trommel gequetscht worden sind. An Quetschstellen sind Seilrisse vorprogrammiert, wenn sie sich an den Rollen aufarbeiten. Deshalb sollte herausgekapptes Seil nicht einfach "kurzgeschlossen" und durch "Vorrat" von den Trommeln ersetzt, sondern gegen ein mindestens gleich langes Stück neuen Seiles getauscht werden, das eingespleißt wird. Solange Quetschungen während des Betriebes stets auf der Trommel verbleiben, stellen sie keine Gefahr dar. Diese Seilabschnitte können praktisch ewig verwendet werden, um die Trommeloberfläche zu schützen.

 

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